zwischenWelten
Mittwoch, 14. Februar 2007
Schippedillrich
Nuphars Hand auf meiner Schulter
zwischen_welten, Mittwoch, 14. Februar 2007, 22:59
Nuphar setzt sich zu Zeit mit ihrem Leben auseinander. Zur Zeit, das heisst: seit einiger Zeit. Im Augeblick ist es etwas rough. Sie kapiert nicht ganz, dass ich sie liebe, ist immer damit beschaeftigt, in Zweifel zu stellen, ob ich denn nun wirklich... und ist des weiteren nicht in der Lage mir nah zu kommen. Wirklich nah. Sich auf mich zu verlassen.

Heute haben wir mehrere Stunden geredet, statt zu spielen (ich habe am 24.2. mein Konzert und sie hat ab Sonntag eine Woche Unterricht mit Perahia). Am Anfang war sie ziemlich alleine, liess mich ziemlich vor den Toren stehen und waere wohl gut ohne mich ausgekommen, על פני השטח.

Ich habe oft das Gefuehl, sie ginge hinter mir her, und hielte mich an der Schulter fest, um mich steuern zu koennen. Und dadurch wird jede meiner Bewegungen zu einem groesseren Drama, weil sie das Gefuehl hat, mich aus der Hand zu verlieren. Ich will mit ihr Hand in Hand gehen, so dass ich mich nach links und rechts bewegen kann, und sie nicht bei jeder Bewegung Angst haben muss es sei unsere letzte.

Wir sprechen, seit wir ein Paar sind, darueber im Sommer nach Europa zu fahren, haben uns das mehr oder weniger genau ueberlegt (vielleicht etwas weniger als mehr), und es ist uns eigentlich ziemlich klar, dass wir das so wollen. Vor einer Woche habe ich mir ueberlegt, ich koennte mich doch mit dem Sextett nach Europa einladen lassen, mit ihnen eine Tour drehehn, und dann Nuphar treffen, um mir so die Kosten fuer die Tickets zu sparen, und zusaetzlich vielleicht noch ein paar Cents dazuzuverdienen. Ich hatte noch garnicht mit ihr darueber gesprochen, als Wolli anrief, um mich zu bitten das Asasello Quaret in Israel zu betreuen, und gleich anbot, in Koeln ein Konzert zu organisieren.

Nuphar war beleidigt, und meinte, ich sei mal wieder damit beschaeftigt, in alle unsere intimen Orte andere Leute einzumischen, um nicht mit ihr alleine zu bleiben. Dies sei UNSERE Reise, und sie sei nicht bereit mich second hand zu bekommen, sprich: nachdem ich mit dem Sextet unterwegs gewesen sein werde. Ich verstehe sie nicht. Voelliger Schwachsinn...

Gestern Nacht schlug Eli vor, in Escanda, Spanien zu fragen, dort hat Iris einige Zeit gewohnt. Heute morgen schlug seine Mutter Genf vor (daran haette ich auch selbst denken koennen: Guy LeComte), und Chiara, seine Mitbewohnerin ist aus Milano, und meinte sie koennte dort nachfragen.

Als ich mittags Gadiel davon erzaehlte, meinte Nuphar, das sei doch ein unglaublicher Zufall, dass ich mit den Sechsen haargenau dort touren wollte, wo wir nachher oder vorher alleine rumfahren. Sie wolle ueberhaupt nicht mehr. Besser gar nicht als gebraucht.

Ich verstehe sie nicht. Sie selbst meint, sie sei gerade so ueberschwemmt, dass sie selbst nicht wisse, was von all dem wirklich wichtig sei, מה מגיע לי ומה לא, und was ihr nachher unangenehm werden wuerde, und wollte sich deshalb von mir entfernen, um mich nicht die ganze Zeit zu kicken.

Ich glaube ich habe mich nicht schlecht damit auseinandergesetzt, als ich meinte ich wuerde sie nicht alles kaputtmachen lassen, nur weil sie schlecht Laune habe.

Weiss nicht. Ich habe relativ wenig Liebe fuer sie uebrig im Augenblick. Heute nachmittag war das noch voellig anders. Ich bin muede. Und morgen wird es wieder anders sein.

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Zweischneidig, doppeldeutig und vielschichtig
zwischen_welten, Mittwoch, 14. Februar 2007, 13:30
Hier ist immer alles zweischneidig, doppeldeutig, vielschichtig. Alles ist so heilig dass die Leute bereit sind, sich gegenseitig im Namen ihrer Nationen Religionen und Richtungen zu massakrieren. Andererseit glaubt hier keiner dem Anderen. Alle wissen, dass sie von vorne und hinten beschissen werden. Von den Ministerien, von ihren Gurus, von Ihren Fuehrern. Und keiner ist ueberrascht, keiner hat das Gefuehl, dass da irgendetwas im Argen liegt. Nein, wer NICHT korrupt ist, wird belaechelt und "Freier" genannt: sucker.

Eine sodnerbare Art von twi-thinking hat sich hier entwickelt: die Wahrheit ist an den zweiten Platz getreten. Es interessiert keinen wirklich was wahr, bzw moralisch vertretbar ist. Sie sind daran gewoehnt, dass die Wahrheit immer verschieden auslegbar ist; statt dass das aber zu einer gewissen Toleranz gegenueber dem Andersartigen fuehrt, vergraben sich die Leute in ihren Anschauungen, ohne zu versuchen, die WAHRHEIT dieser Anschauungen zu vertreten. Es wird mit der Zeit immer weniger relevant, was wahr ist. Das einzige was zaehlt ist, dass ICH so und so denke. Das ist nicht die liberale Art des "Naja, jeder hat das Recht auf eine Meinung", sondern ganz im Gegenteil: NUR ICH habe das Recht - nicht weil ich Recht habe, sondern weil es keinen Sinn hat sich mit anderen Meinung anders als mit Gewalt auseinanderzusetzen.

Die meisten Leuite mit denen ich rede, versuchen ca. 5 Minuten zu bahaupten "wir" haetten "Recht", um dann umzuschlagen auf ein zynisches: "Naja, Du weisst doch, dass es schliesslich nur darum geht, wer die groesseren Eier hat", gegattet mit einem pathetischen Versuch ihre Ehre zu retten; "...aber es ist ganz klar, dass wir die moralischeren sind, da wir nie unsere gesamte Macht benutzen, sonst waeren laengst alle Araber tot."

Genauso glauben sie allem, was aus George Bush's Mund kommt, bzw aus dem einer seiner Schargen. Was heisst: glauben. vielleicht glauben sie ihnen eigentlich gar nicht, sondern kaeuen nur wieder was sie gefuettert wurden, ohne dass es ihnen ihre Zeit wert waere zu UEBRLEGEN OB sie den Gesichtern im Fernsehen glauben.

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Sextango und die Verantwortung
zwischen_welten, Mittwoch, 14. Februar 2007, 12:16
Ich fuehle mich seit dem Beginn verantwortlich fuer das Sextett. Weil es meine Idee war, und weil ich mit den Komponisten geredet habe, weil ich mich an Wolpe gewandt und die Spieler zusammengtrommelt habe. Weil ohne meine Erfahrung im Hoeren und meinen Willen zum Spielen die Gruppe schon laengst keoine Gruppe mehr waere und ich, wie auch immer, die Achse der Gruppe bin. Nicht der Kopf. Die Achse.

Und doch will ich, und auch das ist so alt wie dei Gruppe selbst, meine Verantwortung, meine Macht ueber die Gruppe und ihre Zukunft, das "Recht" der Entscheidung und den damit einhergehenden Druck zu verteilen. Ich WILL nicht wie ein Vorsitzender handeln. Ich will weder Leute unter mir haben, und sei das auch manchmal noch so angenehm, und ich will nicht, dass wenn etwas schief laeuft ich beschuldigt werde. Ich will dass auch andere Leute Verantwortung uebernehmen. Aber bisher funktioniert das nicht. Ueberhaupt nicht. Eli hilft mir, aber kommt nicht wirklich ueber diese Rolle hinaus. Er hilft. Vielleicht אני שופט אותו לכף חובה. Aber Ich habe immer das Gefuehl dass er keinen halben Schritt macht, ohne meine Erlaubnis zu bekommen. Von den Anderen ueberhaupt nicht zu reden.

Wir wollen einige Aufnahmen in Israel rumschicken, damit man uns einlaedt zu spielen. Bisher haben meine תחנונים nichts geholfen, und ich war nicht in der Lage, ausser von Eli, irgendeine Antwort auf die Frage zu bekommen, welche Aufnahmen wir auswaehlen sollten.

Ich habe die Idee aufgebracht, im Sommer nach Deutschland bzw Europa zu fahren. Auf Tour. Ich nahm eigentlich an, dass das aufregend genug sei, damit Leute sich dahinter stellen, und wirklich anfangen, etwas zu machen. Heikki st aus Finnland, Isabelle aus der Tuerkei, bzw aus Polen, Gadiel in Paris aufgewachsen, da muss doch irgendetwas zu tun sein. Bisher - tote Hose. (Immerhin: Eli hat Anke geschrieben. Nachdem er sich mit mir ) Es scheinen entweder alle das Gefuehl, ich mach das schon, oder kein Interesse zu haben. Wundert mich etwas.

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Eli, Tali Fahima und die Schuld
zwischen_welten, Mittwoch, 14. Februar 2007, 11:29
Gestern habe ich Eli getroffen, statt am Sonntag, weil ich am Sonntag eine Probe mit Emil hatte, und Eli in Tel Aviv war, und nicht Lust hatte, fuer eine halbe Stunde nach Jerusalem zu kommen.

Wir haben uns um 20:00 in der Daila getroffen, um Tali Fahima sprechen zu hoeren. Sie sprach etwas langweilig (oder eher: gelangweilt). Schmueckte alles etws aus (nicht unbedingt mit Erfundenem). Jeder hammer jeep, und jede interogation des Shabak, jeder Versuch sie mit psychologischen Mitteln zu brechen und zur Zusammenarbeit zu zwingen, wurden detailiert geschildert. Andererseits: ich habe eine Menge Respekt fuer den Mut (oder ist es doch ein kleiner Riss?), den sie aufgebracht hat, um nach jenin zu fahren, und ihr gesamtes Volk gegen sich aufzubringen, "nur" weil sie ein anderes Rechtsgefuehl hat als die Israelis. Oder einfach nur ueberhaupt eins.

Mit Eli hatte ich am Anfang, was mir fast nie passiert, ein bisschen Kommunikationsschwierigkeiten. Wir sehen uns fast nicht, sogar jetzt, in den Semesterferien. Ich bin entweder damit beschaeftigt zu spielen, oder mit Nuphar, und er ist die ganze Zeit in Tel Aviv. Aber es liegt wohl eher an mir. Und ich habe das Beduerfnis in zu sehen. Nicht dass das nicht vorhanden ist. Ganz im Gegenteil.
Nach Tali Fahima gingen wir kurz in die Marakia um Lea hey zu sagen, und stiessen dort auf Alina, die wir erfolgreich ignorierten, was sie auch einfach so akzeptierte (Eli: "...vielleicht willst Du mich zurueckschicken mit einem Schild: השליח של גבי". Aus irgendeinem Grund ist er noch immer aergerlich auf Alina...)
Danach streunerten wir mit Bier in der Hand durch die Stadt, ein bisschen so wie "es einmal war". Ich frage mich, ob die beiden nicht unter ein Dach zu bekommen sind: ernsthalftes Spiel und rumstreuenern. Vielleicht ist dies nur ein Uebergangsstadium in dem ich mich an das Ueben so klammere, dass fuer nicht anderes mehr wirklich Platz ist, und werde irgendwann lernen ordentlich zu ueben ohne dass mein Leben dabei etwas auf der Strecke bleibt.
Am Schluss sassen wir noch bis 01:00 bei Eli in der Arbeit und habe geredet, bis uns die Augen wirklich zufielen.

Heute habe ich bis 10:00 geschlafen. Das erste mal dass das passiert, seit - na, einem halben Jahr oder sowas. Die Schuldgefuehle knabbern, aber ich bekomm sie sicher unter Kontrolle.

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