zwischenWelten
Dienstag, 13. Februar 2007
Schippedillrich
Das Unmoegliche
zwischen_welten, Dienstag, 13. Februar 2007, 13:10
Gerade habe ich mit unverstaendlicher Leichtigkeit angefangen das zu spielen was Emil "Variationen" nennt: die Vervirtuosierung einer Phrase, moeglichst der Endphrase, eines Solostueckes. Ich werde mich aufnehmen und sehen wie gut das wird.

Alles was ich erreichen will, erscheint am Anfang unmoeglich. Ich war nicht wirklich in der Lage so schnell zu spielen wie ich es tue, so virtuos zu spielen wie ich es jetzt kann. Bis ich anfing. Noch vor einer Stunde, als die Varationen noch nicht geschrieben waren, war ich mir sicher, ich koennte es nicht schaffen.

Nur mein Verstand sagte mir: das hast Du auch gesagt, sogar laut, als Du zum ersten das gehoert hast, womit du am 24. in der Kirche in Abu Gosh stehen wirst. Fang an, Du musst es in einer Stunde koennen. Emil erwartet das unmoegliche. Es ist nicht gut genug to do the best you can. You have to do the best. Full stop.

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Meine innere Ruhe
zwischen_welten, Dienstag, 13. Februar 2007, 10:29
Seit zwei Wochen habe ich Semesterferien. Seit zewei Wochen sollte ich in der Lage sein, mich zurueckzulehnen, und an garnichts zu denken. Seit zwei Wochen bin ich damit beschaeftigt das zu versuchen - erfolglos. Meine innere Ruhe ist weg. Staendig habe ich das Gefuehl, ich laufe den Sachen hinterher, ich kaeme zu spaet, schaffe nicht genug. Und habe dan die Wahl, mich entweder auzuruhen (und das Gefuhl zuhaben, ich verschwende noch mehr Zeit...) oder zu beeilen (und der Unruhe das Steuer in die Hand zu druecken...)

Manchmal frage ich mich, ob sie nie wirklich da war, ob ich mich nur immer daran erinnere, dass "vorher" ich in der Lage war, anders mit Situationen umzugehen, waehrend dieses vorher auch vorher vorher war.

Immer wenn ich schreibe bin ich unruhig. Ich habe vor einem halben Jahr angefangen, ordentlich zu ueben. Ordentlich - das heisst: wirklich Ziel-orientiert. Das ist in gewisser Weise etwas, was ich davor verachtet habe. Oder wovor ich Angst hatte, und es deswegen verachtete.

Eli meint, ich sei haltlos geworden, als ich damit angefangen habe. Mit der Bratsche. Er mag recht haben. Ich sehe da zwei verschiedenen Zusammenhaenge: mein Ueben hat eng mit Nuphar zu tun: Ich uebe, bin in der Lage zu ueben, weil sie mir den Weg gezeigt hat, weil yie mir vorgelebt hat, wie das sein kann, weil sie mich in Momenten des Unsicherheit unterstuetzt hat und meinte, ich sei dabei eine Weitere Huerde zu ueberspringen, und danach ginge es noch einfacher und besser.

Aber die Beziehung it Nuphar selbst bringt mich in gewisser Weise auch aus dem Gleichgewicht. Ich will sie einerseits heiraten, wir reden davon, Kinder etc. wirklich und echt, so wie ich es davor nicht erlebt habe. Andererseits stossen wir immer wieder aneinander. Ich habe Angst um meine Freiheit, sie das Gefuehl ich laufe ihr davon. Ich fuehle mih etwas bloede, weil wir so sehr in die vorgefertigten Bahnen von Mann-und-Frau passen.

David Grossman schreibt in "In Another Life" ("BaGuf ani mevina"), wie Rotem sich langsam daran gewoehnt mit Melani in einem Bett zu schlafen, wie sie Wochen lang jede Nacht aus dem Bett springt, auf den Boden, in's Wohnzimmer, weil sie nicht einschlafen kann, weil sie sich nicht entspannen kann. Vielleicht kann auch ich mich nicht entspannen, und nicht weil ich es nicht will, sondern weil "Du nicht daran gewoehnt bist, etwas wirklich zusammen zu machen. Du bist immer alleine, auch wenn wir etwas zuusammen unternehmen" (N. Charsky). Und sie hat recht.

Aber vielleicht will ich das so. Vielleicht ist mir IHR Zusammen zu viel. Ich fuehle so wie Li'at, dass ich lieber mit jemandem in einer 2-Zimmer-Wohnung leben wuerde, als im selben Zimmer, mein ganzes Leben. Andererseits: Das Gefuehlsleben und die Kommunikationsfaehigkeiten von Li'at sind kein Grund zum Neid.

Rostige hashaka

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Dienstag, 13. Februar 2007
Schippedillrich
Winter in Jerusalem
zwischen_welten, Dienstag, 13. Februar 2007, 00:31
13 Jahre Jerusalem, mehr als die Haelfte meines Lebens, und ich habe mich noch immer nicht daran gewoehnt, dass der Winter hier kaelter ist als in Muenchen. Die Temperaturen sinken zwar meistens nicht unter Null, und die Natur draussen neigt eher dazu so auszusehen wie der Engliche Garten im August.

Aber den Haeusern fehlt die Heizung. Und so friert man jeden Winter wieder, waermt sich mit Tee, zieht sich 2 paar Hosen und 3 paar Socken an. Das ist genau so wie der Abfluss hier. Nach jedem Regen (ach was, Regen; hier regenet es nicht, nieselt eher), sind die Strassen ueberschwemmt, und jedes Jahr neu regen sich die Leute darueber auf. Jedes Jahr. Und jedes Jahr ist ganz klar, dass das das erste ist, was zu reparieren ist. Die Kanalisation. Bis zum naechsten Winter.

Wie so alles im Mittleren Osten: Das temporaere ist das einzige was wirklich Bestand hat. Aus allem Richtungen betrachtet ist dieser Satz wahr

Jerusalemer Winter sieht meistens so aus wie Muenchner Herbst

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Statt eines Tagebuches.
zwischen_welten, Montag, 12. Februar 2007, 21:31
Noch knapp zwei Wochen sind es, bis ich das erste Konzert, von dem ich selbst genug halte, um Leute einzuladen, die mich nicht anspringen, ich sollte das doch tun. 24.2. in Abu Gosh, ganz in der Naehe von Jerusalem. Ich werde ein ungarisches Solo mit dem Ensemble spielen, das eigentlich auf eine Geige gehoert. Auf der Bratsche hat es mich Blut, gekostet, und noch ist es nicht wirklich fertig, obwohl Emil meint, es sei.

Vor einigen Wochen habe ich Nirs Aufnahme gehoert, und hatte danach wenig Lust weiterzuspielen. So gut wie er werde ich in den naechsten Jahren nicht. Vor allem hat er den Vorteil, eine Geige in der Hand zu haben.

Heute habe ich zum ersten Mal Salman getroffen, der mit Emil vor einigen Jahren aus Moldova gekommen ist. Seit eh wird er als ungalublicher Virtuose beschrieben. Er ist wohl etwas alt geworden, denn obwohl er zweifellos sehr musikalisch spielt, hat er einen schwachen Ton.

Er haelt den Bogen wie Russen: Alle Finger eng zusammen, das Holz unter dem ersten Gelenk der Finger. Er benutzt oft nur den Daumen und den dritten, oder diese und zusaetzlich den ersten. Der To wird dadurch blutarm. Scratches jedoch deutlicher.

Verzierungen sind reich, oft wechselt er von einem Ton zum naechsten, der einen Finger ueber ihm liegt, ueber den uebernaechsten, z.B.: 1232, oder 2343.

Tom meint, sein Ton sollte als Vorbild dienen. Ich weiss nicht so ganz. Aber ich werde versuchen, ihn zu imitieren, sei es nur, um eine Moeglichkeit mehr ins Feuer werfen zu koennen.

Sein ista-ista ist sehr kurz, wirklich so kurz wie Emil das immer will. Fast auf dem Griffbrett und off string.

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